Petition
Wir haben uns heute in Gedenken an Appolinaire Okou versammelt, der durch tragische Umstände während eines Polizeieinsatzes am 01. Februar 2015 in Rostrup sein Leben verlor.
Appolinaire war ein respektvoller, friedlicher junger Mann aus der Elfenbeinküste, der schon nach seinem Abitur nach Deutschland kam und in Rostrup Freunde und Hilfe fand. Vor einigen Jahren begab er sich in psychotherapeutische Betreuung. Dies zeichnet ihn als einen verantwortungsbewussten Menschen aus, der Hindernisse in seinem Leben überwinden und sein Leben anpacken wollte.
Sein tragischer Tod hat in uns viele Fragen geweckt.
Wir sind auch durch die Umstände in eine tiefe Trauer gestürzt.
Die Vorgehensweise der Polizei hat uns zu denken gegeben. Aus unserer Sicht sollte es in der heutigen Zeit möglich sein, jemanden, der in einer Krisensituation ist, durch polizeiliche Mittel zu überwältigen, ohne dass einer der beteiligten Personen unwiederbringlich zu Schaden kommt. Apollinaire war angeblich nackt und mit einem Messer bewaffnet. Dies weist auf eine psychische Extremsituation hin und sollte durch fachlich gut ausgebildete Kräfte erkennbar und händelbar sein.
Es ist mittlerweile bundesweit auffällig, das Polizeiangehörige mit diesen und ähnlichen Situationen überfordert sind.
Wir vermuten, dass es Polizisten in kritischen Situationen an psychologischer Kompetenz und Stressresistenz mangelt.
Wir bitten deshalb dringend darum, dass Personen, die Entscheidungspositionen innehaben, die bisherige Ausbildungs-, Fortbildungs- und Einsatzpraxis von Polizisten überdenken und im Sinne eines menschenwürdigen Miteinanders verändern.
Wir bitten auch darum, dass jeder einzelne Polizist mit mehr Fingerspitzengefühl seine Arbeit ausübt.
Der Tod von Appolinaire sollte uns alle zu einem tiefen Nachdenken bewegen über die Klischees und Vorurteile, die übereinander bestehen können. Wir wünschen uns, das kein weiteres Misstrauen entsteht sondern ein offenes und respektvolles Miteinander quer durch alle Berufsgruppen; Hautfarben und Herkunft hinweg.
Dafür bedarf es auch einer verantwortungsvollen Aufklärung der gegebenen Situation damit alle Nuancen transparent werden und ähnliche Situationen verhindert werden können.
Dies sind wir Apollinaire schuldig.
Liebe Freunde,
tatsächlich ist Rassismus in unserer Gesellschaft Realität:
Obwohl Oldenburg, eine offene, tolerante und bunte Stadt ist, gibt es auch hier, wie überall in Deutschland, Ausgrenzung und Abwertung.
Heute bin ich nicht hier um eine Liste von Rassismusarten vorzustellen, sondern möchte mich an ihr Hertz wenden.
Der Alltags- Rassismus ist gravierend und führt zu Frustration und Isolation.
Wer von uns hat sich seine Hautfarbe, Geschlecht oder Eltern ausgesucht?
Unser erster gemeinsamer Feind ist die Isolation und wir Oldenburger können nur gemeinsam die Isolation brechen, um Missverständnisse, Kulturkonflikte, Vorurteile, Stereotype und Ängste zu beseitigen.
Wir haben 6 Empfehlungen:
1. Migrantenorganisationen sollen gemeinsam in Kooperation mit der Zivilgesellschaft Projekte, Seminare und Veranstaltungen organisieren.
2. Migranten sollen aktiv sein, nicht nur in Migranten- Organisationen, sondern in verschiedenen Bürgervereinen, politische Parteien.
3. Austausch zu den Themen Rassismus und Rechtsextremismus. Insbesondere in Stadtteilzentren, Jugendeinrichtungen und Schulen.
4. Willkommenskultur soll in Asylpolitik umgesetzt werden (Zugang zu Bildung, Unterkunft , Teilhabe)
5. Zuwanderung in Medien als Bereicherung sollte gestärkt werden.
6. Wichtig ist ein interkulturelles Training der Mitarbeiter in Behörden und Ämtern.
Wir sollten gemeinsam handeln, und wach bleiben
Oldenburg ist und bleibt bunt
herzlichen Dank .
Lobe Ndoumbe, Cyrille